Klimakrise in Deutschland: Wo bleibt der Aufschrei?
Keiner drängt auf Klimaschutz, weil das Problem weit weg ist, hieß es Früher. Jetzt brennen Wälder und trotzdem ist die Erderhitzung kein Thema.
Wer sich ernsthaft mit der Klimakrise beschäftigt, fragt sich irgendwann: Warum gibt es keinen Aufschrei? Warum stürmen die Leute nicht die Regierungs- und Konzernzentralen, wenn sie die Daten und Prognosen der Wissenschaft hören, und verlangen sofortigen, radikalen Klimaschutz?
Die Antwort war lange klar: Die Krise ist nicht akut, sie kommt schleichend, ist potenziell lebensbedrohlich, aber nicht hier und jetzt. Es trifft andere, die Armen und die weit Entfernten. Wir werden in unseren Routinen nicht gestört.
Jetzt ist alles anders. In diesem Sommer trocknete der Rhein aus, in Berlin brannte tagelang der Grunewald, Felder wurden zur Steppe. Die Klimakrise ist nicht mehr weit entfernt, sondern hier und jetzt. Sie trifft nicht (nur) Pakistan und Südafrika, sondern auch Berlin-Zehlendorf und die Loreley. Und: kein Aufschrei. Ein Spiegel-Titel, einmal „Hart aber fair“. Ansonsten: Schweigen im staubtrockenen Walde. Erregt debattieren wir über einen möglicherweise kalten Winter statt über den tatsächlich heißen Sommer. Warum?
The answers to the question presented here are not as interesting or significant to me as the fact that the question is asked, and asked as simply one of a number of articles. The question is accepted, the answers proffered, the reader moves on. Ernst Fischer’s explanation of the environment in the Hotel Lux applies here I think:
Und als ich ihn [Ernst Fischer] mit mehr und mehr Fragen löcherte, lieferte dieser erfahrene und kluge und ehrliche Intellektuelle mir zum Schluss ein kindliches Schlüsselwort: »Ja, wir dachten: Wenn es so grauenhaft ist, wie es aussieht, dann kann es gar nicht so sein, wie es ist.«
—Wolf Biermann, »Warte nicht auf bessre Zeiten!«, (Berlin: Ullstein Buchverlage GmbH, 2016), 148.