Von niemandem habe ich so böse Worte über Biermann gehört wie von denen, die gegen seine Ausbürgerung protestierten. Daß er den Gruppenkonsens des begrenzten Risikos verletzte, verzieh man ihm nicht. Der Vorwurf, er habe durch seinen Auftritt in Köln den Staat sehenden Auges zum Zuschlagen provoziert, war innerhalb der Logik des Gruppenkonsens berechtigt: Biermann hatte den Staat herausgefordert, statt ihn zu überlisten, er brauchte sich über die Folgen nicht zu wundern. In dem Vorwurf schwang aber auch der Haß gegen den Einzelnen mit, der sich nicht an die Überlebensregeln der Gruppe hält: mit seinem Vorstoß erinnert er die anderen daran, daß sie die Unterdrückung womöglich zu lange und zu schlau ertragen haben.

—Peter Schneider, »Der Mauerspringer«, (Darmstadt: Hermann Luchterhand GmbH & Co KG, 1982), 64-65.

Bookmark the permalink.