Peter Fechter

Peter Fechter Passfoto, um 1961

Das Umdenken im engeren Zirkel um Willy Brandt wurde beschleunigt durch einen tragischen Vorfall. Volkspolizisten ließen den angeschossenen und nach Hilfe schreienden Flüchtling Peter Fechter am 17. August 1962 im Minenfeld verbluten. In der Nähe befindliche amerikanische Offiziere erklärten sich für unzuständig. Ich habe meinen Vater niemals so empört erlebt wie an diesem Tag, wo sich am Abend vor dem Rathaus Schöneberg eine Menschenmenge versammelte und er mit uns, der Familie, dorthin fuhr, um spontan zu den über­wiegend jungen Menschen zu sprechen. Wieder einmal galt es, dem Zorn Ausdruck zu verschaffen und ihn gleichzeitig zu beschwichtigen. Die ohnmächtige Wut der Menschen, die an der Mauer demonstrierten, sodass die Polizei in die missliche Situation kam, die Grenze von der Westseite her schützen zu müssen, signalisierte eine dramatische Entfremdung zwischen den Westberlinern und den Westalliierten. Die Vertrauens­krise zwischen »Schützling« und »Schutzmächten«, die im Vorjahr auf­gebrochen war, drohte nun mit voller Wucht durchzuschlagen. Ich selbst konnte in den Tagen beobachten, wie sowjetische Militär­fahr­zeuge mit Steinen beworfen wurden, und es hätte nicht viel gefehlt, dass Steine auch gegen die amerikanischen Jeeps geflogen wären.

—Peter Brandt, Mit anderen Augen, (Bonn: Verlag J.H.W. Dietz Nachf. GmbH, 2013), 109.

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