Wolfgang Streeck, Makroskop:

Die EU, eine Zeitlang Motor der Globalisierung, ist deshalb dabei, sich in eine Agentur der Entglobalisierung zu verwandeln – einer Entglobalisierung, die bis vor Kurzem nicht mehr zu sein schien als eine linke Absurdität.

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Ein europäischer Superstaat, so sentimental ansprechend er für manche in Deutschland auch sein mag, wenigstens solange man sich seine Eigenschaften vorstellen kann wie es einem gefällt, wird langfristig niemals mehr sein als ein Luftschloss. Die europäischen Staaten werden deshalb über andere Wege nachdenken müssen, wie sie ihre Interessen in der Welt außerhalb Europas zur Geltung bringen können – wenn sie sich nicht damit begnügen wollen, dies den Vereinigten Staaten zu überlassen.

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Die Schlussfolgerung liegt deshalb nah, dass Europa, wenn es in einer zukünftigen multipolaren Welt eine Stimme haben will, lernen muss, sich statt als vereinigter Einheitsstaat oder als amerikanisches Imperium als quasi-genossenschaftlicher Zusammenschluss unabhängiger Nationalstaaten zu organisieren, die ihre Interessen manchmal allein und manchmal im Bündnis mit anderen vertreten – als ein Europa, heißt das, der „variablen Geometrie“ oder der „Vater“- bzw. „Mutterländer“, das sich in ein globales Bündnis anderer bündnisfreier Länder einfügt und sich so aus der Dominanz der Vereinigten Staaten löst, in der Hoffnung, dass diese sich am Ende vielleicht sogar selber bereitfinden werden, sich friedlich als ein Land unter anderen einem weltweiten Bündnis der Bündnisfreien anzuschließen.

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