Eisenacher, Ecke Fugger, das Antiquitätengeschäft gegenüber vom Spielplatz

»Eisenacher, Ecke …« wiederholte der diensthabende Beamte am anderen Ende der Leitung.

»Fugger, das Antiquitätengeschäft gegenüber vom Spielplatz«, rief der Beobachter, der das Telefon mit ans Fenster genommen hatte.

»Was is ’n da?«, fragte der Polizist.

»Da werden drei junge Leute von einem mit der Pistole bedroht. Die lehnen sich jetzt an die Wand, mit erhobenen Händen und so.«

»Bedrohung mit Pistole, ja«, wiederholte der Beamte.

»Von einem Zivilisten, nicht Polizisten.«

»Wir kommen hin.« Der Beamte hatte verstanden. In diesem Moment wurde geschossen. »Es wird geschossen, schnell«, shrie der Anrufer.

»Ja, bleiben Sie bitte dran.«

Die Stimme des Zeugen überschlug sich: »Einer liegt, einer liegt, es wird geschossen. Hören Sie, hören Sie, hören Sie. Einer ist erschossen …«

»Bleiben Sie ruhig, der Funkwagen ist schon unterwegs.«

»Wir gucken vom Balkon. Schnell jetzt … oh, Mensch. Mir gehen die Nerven durch, verdammt.«

»Ganz ruhig bleiben«, sagte der Polizist. »Der Funkwagen ist unterwegs. Können Sie eine Täterbeschreibung geben?«

»Nein, nicht, nichts, gar nichts. Wir wohnen zu weit weg davon, wir sind im dritten Stock hier …«

»Bleiben Sie bitte dran. Ich gebe dem Funkplatz Bescheid.«

»Da putzt einer sein Auto unten. Einer liegt da, der liegt da …«

»Sind Sie noch dran?«, fragte der Beamte.

»Einer ist wahrscheinlich tot. Der liegt da reglos.«

»Da liegt jemand, ja?«, fragte der Polizist.

»Tot vor dem Geschäft gegenüber vom Spielplatz.«

»Bleiben Sie bitte am Apparat«, sagte der Beamte.

»Ja gut, ja.«

»Feuerwehr fährt schon.«

—Stefan Aust, Der Baader Meinhof Komplex, (Hamburg: Hoffmann und Campe Verlag, 2017), 356.

Bookmark the permalink.